Freitag, 12. Dezember 2014

Aubäcker einst pestizid- und autofrei

Große Pläne für Ökosiedlung in Langenburg 

Entwurfsskizze aus den 1960er-Jahren für die Ökosiedlung Boden und Gesundheit in Langenburg. Quelle: Stadtarchiv Langenburg

Die Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V. (s. älterer Blog-Beitrag), die sich 1963 in Langenburg angesiedelt hatte, wollte eine Ökosiedlung nach dem Vorbild der Obstbausiedlung Eden bei Oranienburg schaffen. Dazu hatte sie sehr günstig ein 10 000 Quadratmeter großes Gelände am östlichen Ortsrand der kleinen Stadt im Gewann Auäcker gekauft. (Das Gelände mit dem schmalen Erschließungsweg heißt heute der besseren Sprechbarkeit wegen "Aubäcker".) Geplant war eine Gemeinschaftsanlage mit Lehrhof oder Gärtnerei und Restaurant sowie etwa 1000 Quadratmeter großen Einfamilienhausgrundstücken für Interessenten aus dem Kreis der Mitglieder. 

Die Hausgrundstücke waren so groß bemessen, dass eine (Teil-)Selbstversorgung mit Obst und Gemüse möglich sein sollte. Das Gelände sollte ökologisch bewirtschaftet werden. Im Bebauungsplan der Stadt wurde deshalb ein Pestizidverbot festgeschrieben. Außerdem sollte die Ökosiedlung autofrei bleiben. Es durften deshalb an den Häusern keine Garagen gebaut werden. Zum Abstellen der Autos wurde ein separates Grundstück im oberen Teil vom Aubäcker, angrenzend an die Friedenstraße, ausgewiesen. 

Die Hausgrundstücke waren schnell an Mitglieder und der Gesellschaft Nahestehende verkauft. Der Lehrhof bzw. die Gärtnerei und das Restaurant kamen jedoch nicht zustande. Und kaum jemand von den derzeitigen Anwohnern weiß noch etwas über die Gesellschaft Boden und Gesundheit und dem ursprünglichen Vorhaben. Nur noch zwei Grundstücke sind heute nach 50 Jahren im Besitz von Familien, die sich den Zielen der Gesellschaft Boden und Gesundheit verpflichtet fühlen und eine (Teil-)Selbstversorgung betreiben. Die anderen Grundstücke wurden nach und nach weiterverkauft. Von dem ursprünglichen Charakter der Siedlung mit Nutzgärten und reichem Baum- und Strauchbestand ist kaum noch etwas erkennbar.


Der untere Teil des Aubäcker mit der großen Eiche an der Michelbacher Straße im Jahr 1963.

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