Mittwoch, 16. April 2014

Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V., Teil 3


Die Boden-und-Gesundheit-Zeitschrift hatte einen etwas festeren Umschlag als das Nachrichtenblatt.

III. Veröffentlichungen der Gesellschaft Boden und Gesundheit

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Das Nachrichtenblatt „Boden und Gesundheit“
Im Mai/Juni 1953 erschien „Boden und Gesundheit“, das erste Nachrichtenblatt der Gemeinnützigen Gesellschaft Boden und Gesundheit mit zunächst vier Seiten. Es löste die Broschürenreihe „Unsere Aufgabe“ ab. Die Erscheinungsweise war zunächst zweimonatlich, ab 1957 vierteljährlich. Ab der Nr. 21/22 wurden die Hefte mit Schwarzweiß-Fotos bebildert.
Ein paar Artikelthemen geben Einblick in die Inhalte der Zeitschrift im ersten Jahrzehnt des Erscheinens: Schnellkompost, Kompost und Qualität, Mistkompost, Regenwürmer, Selbstversorgergartenbau, Waldbau. Wolfgang von Haller setzte sich mit Fragestellungen wie Ernährung und Stickstoffhaushalt auseinander und stellte die Forschungsarbeiten des Nobelpreisträgers A. Virtanen vor. Die Ernährungsthemen bearbeitete hauptsächlich Dr. Gertrud Schmidt. Sie brachte fast in jeder Ausgabe praktische Vorschläge für die Ernährung von Kleinkindern, von stillenden Müttern oder Kranken, die Ernährung im Frühjahr und unterwegs – oft mit Küchenzettel und Menüvorschlägen und Rezepten. Die Mitglieder und Leser beteiligten sich rege an der Diskussion und kommentierten bereits erschienene Artikel oder gaben Ratschläge für die gesunde Ernährung oder berichteten über eigene Erfahrungen im Garten und in der Landwirtschaft.

Das einfache Nachrichtenblatt wandelte sich ab der Nr. 23/1957 zu einer „Zeitschrift für angewandte Ökologie“ mit 16 bis 32 Seiten mit Bildern in Schwarzweiß. Wolfgang von Haller begründet den neuen Untertitel so: „Es genügt uns nicht mehr, zusammenhanglose Kenntnisse über den Boden, über einzelne Pflanzen, Tiere und Menschen. Ihre Beziehungen untereinander, das schöpferische Zusammenspiel ihrer Kräfte im großen Haushalt des Naturgeschehens zu kennen und zu erforschen, erscheint uns heute wesentlich. Wollen wir unser Leben gesund, glücklich und wirtschaftlich zweckvoll gestalten gestalten, so kommen wir nicht umhin, es sinnvoll dem Haushalt des Naturgeschehens einzugliedern. Ökologie ist das Wissen um diesen Haushalt.“ Wolfgang von Haller druckte danach viele Jahre lang in jeder Ausgabe von „Boden und Gesundheit“ die Kurzdefinition des damals noch unbekannten Begriffs ab.

„Ökologie ist die Haushaltkunde der Natur, ist die Wissenschaft von den Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt, bedeutet das Wissen um die Lebensgemeinschaft von Boden, Pflanze, Tier und Mensch.“

In der Nr. 26, Winter 1957/58, erschien der erste Teil einer Artikelfolge von Gertrud Franck „Gesundheit durch Mischkultur“ (2. Teil in der Nr. 31, Frühjahr 1959; 3. Teil in der Nr. 42 – Winter 1962/63, 4. Teil in der Nr. 46 – Winter 1964/65). Aus diesen Artikeln stellte Wolfgang von Haller eine Broschüre zusammen. Sie erschien 1965 im Querformat unter dem Titel „Gesundheit durch Mischkultur“ und erzielte in neun Auflagen eine Gesamtzahl von 55.000 Exemplare. Gertrud Franck ist über diese Veröffentlichung (und die später folgenden) einem großen Personenkreis bekannt geworden. Ihre Beiträge und die anderer Autoren des Nachrichtenblattes Boden und Gesundheit haben heute noch Gültigkeit. Sie präsentieren authentisches Wissen.

Wolfgang von Haller interessierte sich für die Entwicklung des organischen Anbaus weltweit. Er hatte Kontakt zu führenden Forschern und Praktikern und veröffentlichte Artikel über sie und von ihnen. – So ergab sich über die Jahre ein gutes Bild über die Entwicklung des organischen Anbaus u.a. in England, Frankreich, den USA, Australien, China und Südafrika.
Begleitend zum Nachrichtenblatt gab die Gesellschaft Sonderdrucke heraus. Die meisten waren Nachdrucke von Artikeln, die in den Heften erschienen waren.
Die Mitgliederversammlung der Gesellschaft Boden und Gesundheit beschloss am 4./5. Oktober 1986, dem Nachrichtenblatt der Gesellschaft die Zeitschrift „garten organisch“ beizulegen. (Anmerkung: „garten organisch“ ist der Vorläufertitel der vorliegenden Zeitschrift „Natürlich gärtnern“.) Das Blatt wurde mit der Auflösung der Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V. 1988 eingestellt. Die Titelrechte am Nachrichtenblatt Boden und Gesundheit wurden an den Verleger Kurt Walter Lau übertragen. Im Impressum von „Natürlich gärtnern“ wird deshalb „Boden und Gesundheit“ mit aufgeführt.

Verlag und Buchversand
Der wichtigste Titel im Verlag Boden und Gesundheit war die Mischkulturbroschüre von Gertrud Franck. Im Verlag erschien auch das zweibändige Werk „Die Wurzeln der gesunden Welt“, Band 1 von Albert von Haller (1976) und Band 2 von Wolfgang von Haller (1978). Der zweite Band ist im wesentlichen eine Zusammenfassung von wichtigen Artikeln, die im Lauf der Jahrzehnte in Nachrichtenblatt und Zeitschrift erschienen waren. Interessant vor allem durch die Fotos, die die Landnutzung in China, Australien, USA und Kanada mit Positiv- und Negativbeispielen zeigen. Der Verlag gab ebenfalls das vielzitierte Buch von Albert von Haller „Lebenswichtig aber unerkannt. Phytonzide schützen das Leben“ (1977) heraus.

Der Verlag wurde 1980/81 an den bioverlag gesundleben verkauft, der zu der Zeit die Bücher des damals sehr bekannten Naturheilarztes Dr. Max Otto Bruker herausgab. In diesem Verlag erschienen in einer als „Edition Boden und Gesundheit“ bezeichneten Reihe einige weitere dünne Bände und Broschüren der Autoren Albert und Wolfgang von Haller sowie weiterer Autoren. Der Verlag stellte 1984 seine Tätigkeit ein.

Eine wichtige Einkommensquelle für die Gesellschaft Boden und Gesundheit war der Bücherdienst bzw. der Buchversand. Zeitweise war dafür ein Mitarbeiter angestellt. Auf den Angebotslisten standen alle relevanten und verfügbaren Titel zum biologischen Land- und Gartenbau sowie zu gesunder Ernährung, Alternativmedizin und angrenzenden Themen wie New Age.




2 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  2. wie freue ich mich nach vielen Jahren wieder den Zeitschriftentitel "Natürlich gärtnern", jetzt im net zu lesen. Der Zusammenhang mit der Ges. Boden und Gesundheit war mir so nicht geläufig. Von dieser Zeitschrift habe ich mir damals, 1990 als "Dazugekommener" alle erschienenen Exemplare nachliefern lassen und behüte sie. Schade, daß so etwas eingehen muß. Nun als Rentner bemühe ich mich Selbstversorger auf einem 1200 m² Grundstück zu sein, allerdings als überzeugter rohköstlerischer, Veganer, der einfachen Lebensweise sehr zugetan.
    Mit Erich Haye hatte ich damals jemanden gefunden mit dem ich gar nicht gerechnet hatte; wie er wohl die Weiterführung "seiner" Zeitschrift beurteilen würde. Ich bin dann bald ausgestiegen, nicht weil die Lau´s es nicht können, sondern weil sie sich dem Markt unterordnen müssen. Hab´s dann vor ein paar Jahren noch mal versucht, komme aber nicht ´ran, ist mir zu bunt und, und, und. Jetzt lese ich mich erst mal an Ihren Altschriften satt und dann? Ihnen allen herzlichen Dank für´s Durchhalten von H.Volkhammer aus dem Elbe Saale Winkel.

    AntwortenLöschen