Offenbart sich in den
Stadtgärten wirklich ein neuer Trend des Gärtnerns? Man schaue sich „Urban
Gardening“-Projekte vor Ort an und verlasse sich nicht auf die schönfärberischen
Bilder in den Magazinen; dann bietet sich oft ein wenig einladender Anblick von
kümmerlichem Gemüse in Kisten. Meine 84-jährige Mutter, die ihren sehr großen
Nutzgarten sorgfältigst bewirtschaftet, schüttelte beim Betrachten der Container
in Berliner Projekten nur den Kopf. Ihr Kommentar: „Das sollen Gärten sein?“
Auf dem Tempelhofer Feld in Berlin im Oktober 2012. Foto: Bross-Burkhardt
In der Tat entsprechen
die Beispiele nicht landläufigen Vorstellungen von einem Garten. Ich halte sie
eher für soziologische Experimentierfelder für entwurzelte Großstädter, die gerne
unter Anleitung gemeinschaftlich etwas tun und der Natur verbunden sein wollen.
Alles bleibt indes unverbindlich und temporär.
Gartenbau im
eigentlichen Sinn verfolgt dagegen einen anderen Zweck und ist auf
Langfristigkeit angelegt. Ziel ist, Essbares zu ernten. Für gute Ernten kommt
es darauf an, den Boden zu pflegen, ihn ertragsfähig zu halten. Das verlangt
kontinuierliche Zuwendung und stete Arbeit über Jahre und Jahrzehnte.
Dies demonstrieren die
Bäuerinnen und Bauern und sehr viele Landbewohner in ihren Nutzgärten schon von
jeher, ohne viel Aufhebens davon zu machen. In ihren Gärten gedeiht das Gemüse
und das Obst, mit denen sie sich zu einem guten Teil selbst versorgen. Diese
Gärten sind wichtiger Teil des Alltagslebens in den Familien, und das oft schon
seit Generationen. Sie sind nicht die Bühne für Selbstinszenierungen und
Schauplatz einer beliebigen Freizeitaktivität, die grade „angesagt“ ist.
Diejenigen, die diese Gärten bewirtschaften, und nicht die Möchtegern-Gärtner
in der Stadt, verdienten Anerkennung und viel mehr Beachtung in der
Öffentlichkeit.