I. Die Anfänge und der formale Rahmen
Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt
Die Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V. wurde nach dem 2.
Weltkrieg zu einem wichtigen Vorläufer für die Öko-Bewegung in Deutschland. Zur
Verbreitung des Wissens über ökologische Zusammenhänge sowie über Boden,
organische Düngung, Ernährung und Gesundheitsfragen gab sie das gleichnamige
Nachrichtenblatt heraus. Der Verein wurde 1988 aufgelöst.
Wolfgang von Haller und einige Gleichgesinnte gründeten 1949
in Lienen/Westfalen die „Gesellschaft Boden und Gesundheit“ e.V., weil sie die
Lebensgrundlagen der Menschheit bedroht sahen. Sie sahen diese Entwicklung aber
nicht als unabwendbares Schicksal, sondern wollten ihr auf der Basis
ganzheitlicher Erkenntnisse aktiv entgegenwirken. Sie sahen Boden, Ernährung
und Gesundheit als eine Einheit an und sie gaben dem Verein deshalb den Namen
„Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V.“. Die Gründungsmitglieder stellten sich
die Aufgabe, in allen Fragen gesunder Lebensführung zu beraten. Dazu sollte die
Herausgabe einer Zeitschrift und verschiedener Schriften sowie die Einrichtung
einer Bücherei und Unterrichtungsstelle dienen. Daneben war die Veranstaltung
von Vorträgen, Aussprachen, Arbeitstagungen, Ausstellungen sowie Besichtigungen
vorgesehen.
Aktivitäten der Gesellschaft in der Anfangszeit
Von Anfang an war die Gesellschaft international
ausgerichtet. Das hat mit der Lebensgeschichte Wolfgang von Hallers zu tun, der
viele Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet hatte, u.a. in Kanada und in
China. Wolfgang von Haller wurde 1905 in Reval (heute Tallinn) in Estland als
Sohn eines Arztes geboren. Er studierte Landwirtschaft, hat das Studium aber
wohl nicht zu Ende geführt, denn er gab als Berufsbezeichnung immer „Landwirt“
an. Die Gesellschaft Boden und Gesundheit war auf die Person Wolfgang von
Haller abgestimmt. Wolfgang von Haller siedelte sich 1946 in Lienen bei
Lengerich in Westfalen an. Seine Mutter und seine beiden Geschwister Albert und
Martha kamen später ebenfalls nach Lienen. Die Familie wohnte in einer
umgebauten Scheune und versorgte sich aus einem gepachteten 600 Quadratmeter großen Garten weitgehend selbst.
Die Gesellschaft begann – ihrer selbst gestellten Aufgabe
gemäß – zunächst mit der Herausgabe einer Broschürenreihe mit dem Titel „Unsere
Aufgabe“. Dabei handelte es sich um eine Art programmatische Zeitschrift. Sie
erschien von 1950 bis 1953 mit jährlich einer Ausgabe im DIN-A5-Format. In der
dritten Ausgabe (1952) dieser Broschürenreihe veröffentlichte der Fachbeirat
der Gesellschaft einen ausführlichen, grundlegenden Artikel über das
Kompostieren. Die Themen organische Düngung und Förderung der
Bodenfruchtbarkeit waren wesentliche Anliegen der Gesellschaft, ebenso der
Einfluss der Düngung auf die Nahrungsmittelqualität. Wolfgang von Haller setzte
sich sehr früh intensiv mit der Pestizidproblematik, vor allem mit den
schädlichen Auswirkungen des DDT auf die menschliche Gesundheit, auseinander
und publizierte darüber, lange bevor das Thema in der Öffentlichkeit bekannt
wurde. Eine seiner wichtigsten Arbeiten war die Dokumentation „Vergiftung durch
Schutzmittel“, die 1956 im Stuttgarter Hippokrates-Verlag erschien. Die
Mitglieder der Gesellschaft engagierten sich für eine gesunde Ernährung mit
viel Obst und Gemüse und Vollkornprodukten, um den Zivilisationskrankheiten
vorzubeugen. Sie setzten sich 1958 für die Freigabe roher Milch ein.
1960 lud die Gesellschaft zu einer mehrtägigen Tagung über
Gesundheit, Gartenbau und Landbau nach Bad Pyrmont ein. Den Gartenbau-Lehrgang
leitete der Gartenarchitekt Max K. Schwarz aus Worpswede, der durch seine
Gärtnerhof-Idee bekannt geworden ist. Den Landbau-Lehrgang gestalteten Almar
von Wistinghausen, Max K. Schwarz und Wolfgang von Haller. Ein ausführlicher
Bericht über diese Tagung erschien in der Nr. 36 der Zeitschrift Boden und
Gesundheit. 1961 folgte ein Seminar „Neuzeitlicher Landbau“ im Jugendhof
Sachsenhain bei Verden a. d. Aller. Danach verlagerten sich die Aktivitäten der
Gesellschaft nach Süddeutschland.
Vorstand und
Ehrenbeirat
1. Vorsitzender 1949-1962 Dr. med. Otto von Schröder
1. Vorsitzender 1962-1972 Erhard Hennig, Bodenforscher,
Buchautor
1. Vorsitzender 1972-1976: Johannes Schwenk, Schulrat
1. Vorsitzender 1976-1981: Wolfgang von Haller, Landwirt
1. Vorsitzender 1981-1988: Berthold Burkhardt, Diakon,
Leiter des Gärtnerhofs Wacholderhof
Dem Ehrenbeirat der Gesellschaft gehörten Wissenschaftler
und einflussreiche Persönlichkeiten auf der ganzen Welt an, u.a. Lady Eve
Balfour, Lady Louise E. Howard, Prof. Dr. Werner Kollath, Dr. h. c. Ehrenfried
Pfeiffer, Prof. Dr. Walter Sauerlandt, Prof. Dr. André Voisin.
(Fortsetzung folgt)
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