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Mittwoch, 16. April 2014

Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V., Teil 3


Die Boden-und-Gesundheit-Zeitschrift hatte einen etwas festeren Umschlag als das Nachrichtenblatt.

III. Veröffentlichungen der Gesellschaft Boden und Gesundheit

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Das Nachrichtenblatt „Boden und Gesundheit“
Im Mai/Juni 1953 erschien „Boden und Gesundheit“, das erste Nachrichtenblatt der Gemeinnützigen Gesellschaft Boden und Gesundheit mit zunächst vier Seiten. Es löste die Broschürenreihe „Unsere Aufgabe“ ab. Die Erscheinungsweise war zunächst zweimonatlich, ab 1957 vierteljährlich. Ab der Nr. 21/22 wurden die Hefte mit Schwarzweiß-Fotos bebildert.
Ein paar Artikelthemen geben Einblick in die Inhalte der Zeitschrift im ersten Jahrzehnt des Erscheinens: Schnellkompost, Kompost und Qualität, Mistkompost, Regenwürmer, Selbstversorgergartenbau, Waldbau. Wolfgang von Haller setzte sich mit Fragestellungen wie Ernährung und Stickstoffhaushalt auseinander und stellte die Forschungsarbeiten des Nobelpreisträgers A. Virtanen vor. Die Ernährungsthemen bearbeitete hauptsächlich Dr. Gertrud Schmidt. Sie brachte fast in jeder Ausgabe praktische Vorschläge für die Ernährung von Kleinkindern, von stillenden Müttern oder Kranken, die Ernährung im Frühjahr und unterwegs – oft mit Küchenzettel und Menüvorschlägen und Rezepten. Die Mitglieder und Leser beteiligten sich rege an der Diskussion und kommentierten bereits erschienene Artikel oder gaben Ratschläge für die gesunde Ernährung oder berichteten über eigene Erfahrungen im Garten und in der Landwirtschaft.

Das einfache Nachrichtenblatt wandelte sich ab der Nr. 23/1957 zu einer „Zeitschrift für angewandte Ökologie“ mit 16 bis 32 Seiten mit Bildern in Schwarzweiß. Wolfgang von Haller begründet den neuen Untertitel so: „Es genügt uns nicht mehr, zusammenhanglose Kenntnisse über den Boden, über einzelne Pflanzen, Tiere und Menschen. Ihre Beziehungen untereinander, das schöpferische Zusammenspiel ihrer Kräfte im großen Haushalt des Naturgeschehens zu kennen und zu erforschen, erscheint uns heute wesentlich. Wollen wir unser Leben gesund, glücklich und wirtschaftlich zweckvoll gestalten gestalten, so kommen wir nicht umhin, es sinnvoll dem Haushalt des Naturgeschehens einzugliedern. Ökologie ist das Wissen um diesen Haushalt.“ Wolfgang von Haller druckte danach viele Jahre lang in jeder Ausgabe von „Boden und Gesundheit“ die Kurzdefinition des damals noch unbekannten Begriffs ab.

„Ökologie ist die Haushaltkunde der Natur, ist die Wissenschaft von den Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt, bedeutet das Wissen um die Lebensgemeinschaft von Boden, Pflanze, Tier und Mensch.“

In der Nr. 26, Winter 1957/58, erschien der erste Teil einer Artikelfolge von Gertrud Franck „Gesundheit durch Mischkultur“ (2. Teil in der Nr. 31, Frühjahr 1959; 3. Teil in der Nr. 42 – Winter 1962/63, 4. Teil in der Nr. 46 – Winter 1964/65). Aus diesen Artikeln stellte Wolfgang von Haller eine Broschüre zusammen. Sie erschien 1965 im Querformat unter dem Titel „Gesundheit durch Mischkultur“ und erzielte in neun Auflagen eine Gesamtzahl von 55.000 Exemplare. Gertrud Franck ist über diese Veröffentlichung (und die später folgenden) einem großen Personenkreis bekannt geworden. Ihre Beiträge und die anderer Autoren des Nachrichtenblattes Boden und Gesundheit haben heute noch Gültigkeit. Sie präsentieren authentisches Wissen.

Wolfgang von Haller interessierte sich für die Entwicklung des organischen Anbaus weltweit. Er hatte Kontakt zu führenden Forschern und Praktikern und veröffentlichte Artikel über sie und von ihnen. – So ergab sich über die Jahre ein gutes Bild über die Entwicklung des organischen Anbaus u.a. in England, Frankreich, den USA, Australien, China und Südafrika.
Begleitend zum Nachrichtenblatt gab die Gesellschaft Sonderdrucke heraus. Die meisten waren Nachdrucke von Artikeln, die in den Heften erschienen waren.
Die Mitgliederversammlung der Gesellschaft Boden und Gesundheit beschloss am 4./5. Oktober 1986, dem Nachrichtenblatt der Gesellschaft die Zeitschrift „garten organisch“ beizulegen. (Anmerkung: „garten organisch“ ist der Vorläufertitel der vorliegenden Zeitschrift „Natürlich gärtnern“.) Das Blatt wurde mit der Auflösung der Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V. 1988 eingestellt. Die Titelrechte am Nachrichtenblatt Boden und Gesundheit wurden an den Verleger Kurt Walter Lau übertragen. Im Impressum von „Natürlich gärtnern“ wird deshalb „Boden und Gesundheit“ mit aufgeführt.

Verlag und Buchversand
Der wichtigste Titel im Verlag Boden und Gesundheit war die Mischkulturbroschüre von Gertrud Franck. Im Verlag erschien auch das zweibändige Werk „Die Wurzeln der gesunden Welt“, Band 1 von Albert von Haller (1976) und Band 2 von Wolfgang von Haller (1978). Der zweite Band ist im wesentlichen eine Zusammenfassung von wichtigen Artikeln, die im Lauf der Jahrzehnte in Nachrichtenblatt und Zeitschrift erschienen waren. Interessant vor allem durch die Fotos, die die Landnutzung in China, Australien, USA und Kanada mit Positiv- und Negativbeispielen zeigen. Der Verlag gab ebenfalls das vielzitierte Buch von Albert von Haller „Lebenswichtig aber unerkannt. Phytonzide schützen das Leben“ (1977) heraus.

Der Verlag wurde 1980/81 an den bioverlag gesundleben verkauft, der zu der Zeit die Bücher des damals sehr bekannten Naturheilarztes Dr. Max Otto Bruker herausgab. In diesem Verlag erschienen in einer als „Edition Boden und Gesundheit“ bezeichneten Reihe einige weitere dünne Bände und Broschüren der Autoren Albert und Wolfgang von Haller sowie weiterer Autoren. Der Verlag stellte 1984 seine Tätigkeit ein.

Eine wichtige Einkommensquelle für die Gesellschaft Boden und Gesundheit war der Bücherdienst bzw. der Buchversand. Zeitweise war dafür ein Mitarbeiter angestellt. Auf den Angebotslisten standen alle relevanten und verfügbaren Titel zum biologischen Land- und Gartenbau sowie zu gesunder Ernährung, Alternativmedizin und angrenzenden Themen wie New Age.




Dienstag, 15. April 2014

Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V., Teil 2

Kompostiervorführung mit dem Langenburger Bürgermeister Fritz Gronbach. Foto entnommen aus Boden und Gesundheit Nr. 50/1965-66

II. Die Gesellschaft Boden und Gesundheit in Langenburg

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Ab dem Frühjahr 1961 suchte Wolfgang von Haller nach einem geeigneten Ort für einen „Lehrhof“, der Mittelpunkt der praktischen Arbeit werden sollte. Der damalige Langenburger Bürgermeister Fritz Gronbach, der selbst großes Interesse an biologischem Land- und Gartenbau und an Ernährungsfragen hatte, meldete sich mit einem Angebot. Er sah eine Chance, gemeinsam mit der Gesellschaft einen Kurbetrieb in dem kleinen Residenzstädtchen Langenburg aufzubauen und damit den Tourismus zu beleben. Daraufhin zog Wolfgang von Haller und mit ihm die Geschäftsstelle der Gesellschaft Boden und Gesundheit nach Langenburg in Nordwürttemberg. Die Gesellschaft konnte hier einen alten Bauernhof zu einem günstigen Preis pachten.

Bei der Ansiedlung in Langenburg wollte Wolfgang von Haller eine Art kleines „Eden“ – nach dem Vorbild der Obstbau-Siedlung Eden bei Oranienburg – schaffen, und suchte ein Gelände, auf dem sich Mitglieder der Gesellschaft ansiedeln und Selbstversorgerwirtschaft betreiben konnten. Gedacht war auch an ein Kurheim und eine Gärtnerei mit Versuchsgelände. Die Gesellschaft konnte ein etwa 10 000 Quadratmeter großes Grundstück am Ortsrand von Langenburg sehr günstig für 3 DM pro Quadratmeter erwerben. Das Grundstück wurde in neun Baugrundstücke sowie ein Gemeinschaftsgrundstück aufgeteilt. Auf dem Gemeinschaftsgrundstück sollte das Verwaltungsgebäude von Boden und Gesundheit sowie eine kleine Gärtnerei entstehen. Im Bebauungsplan der Gemeinde wurde festgeschrieben, dass die Gärten biologisch zu bewirtschaften seien (insbesondere war es verboten, Spritzmittel anzuwenden). In diesem Siedlungsgebiet durften auf den Grundstücken keine Garagen gebaut werden, um Luft verpestende Autos fern zu halten. Die Grundstücke wurden schnell verkauft. Es zeigte sich dann aber, dass nur wenige Mitglieder tatsächlich hier bauten. Einige Grundstücke wurden bald an außen stehende Personen, die kein Interesse an den Zielen von „Boden und Gesundheit“ hatten, weiter verkauft. Der Versuch, eine Öko-Siedlung zu schaffen, scheiterte.


Bäckertüte aus den 1960er-Jahren mit dem Logo der Gesellschaft Boden und Gesundheit.

In den Anfangsjahren in Langenburg lud die Gesellschaft zu monatlichen Treffen ein. Der Verein konnte im Umfeld einige Interessierte dazu bewegen, ihre Gärten biologisch zu bewirtschaften oder ihre Ernährung auf vollwertige Kost umzustellen. Eine örtliche Bäckerei fing an, Vollkornbrot zu backen.

Zusammenarbeit mit anderen Organisationen
Wolfgang von Haller arbeitete eng mit der Bauernschule Hohenlohe im wenige Kilometer entfernten Dorf Weckelweiler zusammen. Er hielt bei den Land- und Gartenbaukursen an der Bauernschule Vorträge und bot mit seinem Büchertisch die aktuelle einschlägige Literatur über Landwirtschaft, Gartenbau, Ernährung und Medizin an.
Die Gesellschaft Boden und Gesundheit organisierte auch in Langenburg Tagungen. Erwähnenswert sind die so genannten „Existenzkonferenzen“ in den Jahren 1970, 1971, 1972, die in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für biologischen Gartenbau (SGBL) stattfanden. Die erste Konferenz fand unter dem Generalthema „Die Alternative zum Untergang“ statt. Die zweite Konferenz in der Schweiz stand unter dem Motto „Ein neuer Lebensstil muss erprobt werden als Alternative zu Chaos und Untergang“. Tagungsort der dritten Konferenz mit dem weit gesteckten Themenfeld „Ökologie – Umweltschutz – Politik“ war wieder Langenburg.

Landwirte aus vielen Teilen der Welt kamen nach Langenburg, zum Beispiel 1974 im Anschluss an den 10. Internationalen Kongress der französischen Organisation „Nature et Progrès“ . Die Gesellschaft unterstützte die "Aktion Mazibuko" und rief 1980 zu Spenden für Baumpflanzaktionen in Südafrika auf.

Großes Ziel „Öko-Zentrum“
Ab etwa 1970 nahm das Interesse in der Bevölkerung für die Ziele von Boden und Gesundheit zu. Die Gesellschaft nahm sich vor, ihre Aktivitäten zu intensivieren und ein Öko-Zentrum aufzubauen. Das bis dahin genutzte alte Bauernhaus war dafür zu klein. 1972 fand der Umzug in das so genannte Öko-Zentrum in der Gartenstraße statt. Mit Spenden von Mitgliedern und von Freunden konnte der Kauf von zwei Wohnungen mit Gartengelände finanziert werden. Bei diesem Öko-Zentrum handelte es sich um ein Büro mit Bibliothek und Buchversand sowie die Wohnung von Wolfgang von Haller. Im Garten und auf der Obstwiese erprobte Wolfgang von Haller mit Helfern gärtnerische Methoden. Zusätzlich wurden im ehemaligen Amtsgerichtsgefängnis von Langenburg Räume fürs Archiv und als Lager gemietet.

Im Herbst 1979 kaufte die Gesellschaft das ehemalige Gefängnisgebäude. Geplant war, im Gebäude ein Ökozentrum mit Seminarräumen und Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste zu schaffen. Der Kauf konnte wiederum mit Spenden finanziert werden. Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass die Umbaukosten des klotzigen, mehrstöckigen Gebäudes den kleinen Verein Boden und Gesundheit überfordert hätten. So wurde das Gefängnisgebäude 1984 wieder verkauft.

Mit der großzügigen Spende eines Mitglieds konnte die Gesellschaft 1977 den Wacholderhof im Schwäbischen Wald erwerben, der zu dem lange geplanten Lehrhof nach dem Gärtnerhofmodell ausgebaut werden sollte. Dieses Projekt wurde erfolgreich in einer anderen Trägerschaft verwirklicht. (Siehe hierzu Teil 4 dieser Serie.)


Die Gesellschaft im letzten Jahrzehnt ihres Bestehens
Ab 1980 suchte der damals 75-jährige Wolfgang von Haller dringend nach Nachfolgern. Die beiden Diplom-Agraringenieure Brunhilde Bross und Carsten Lüthje wurden Anfang 1982 als Schriftleiterin bzw. als Geschäftsführer eingestellt. Die beiden blieben bis Ende 1983. Danach folgte von 1984 bis 1986 Jürgen Lüders als Schriftleiter des Nachrichtenblattes. Nach seinem Weggang übernahmen Vorstandsmitglieder die Schriftleitung. Wolfgang von Haller selbst zog Anfang 1982 in die Steiermark, um seine Idee eines Gärtnerhofes zu verwirklichen. 1984 wurde er zum Ehrenvorsitzenden der Gesellschaft Boden und Gesundheit ernannt. Ab 1. Oktober 1986 wurde die Geschäftsstelle nur noch nebenamtlich von den Vorstandsmitgliedern geführt.

Auf Beschluss der Mitgliederversammlung am 16. Oktober 1988 wurde die „Gesellschaft Boden und Gesundheit, gemeinnützige Gesellschaft für angewandte Ökologie e.V.“ nach 40-jährigem Bestehen aufgelöst. Aufgrund des Rechnungsberichts war klar, dass die Gesellschaft finanziell nicht mehr zu halten war. Zu dem Zeitpunkt hatte sie noch 440 Mitglieder und 230 Abonnenten des Nachrichtenblattes. Wolfgang von Haller kehrte nach einigen Jahren in der Steiermark wieder zurück nach Langenburg und starb am 14. 10. 1995. 

Freitag, 11. April 2014

Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V., Teil 1


I. Die Anfänge und der formale Rahmen

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Die Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V. wurde nach dem 2. Weltkrieg zu einem wichtigen Vorläufer für die Öko-Bewegung in Deutschland. Zur Verbreitung des Wissens über ökologische Zusammenhänge sowie über Boden, organische Düngung, Ernährung und Gesundheitsfragen gab sie das gleichnamige Nachrichtenblatt heraus. Der Verein wurde 1988 aufgelöst.

Wolfgang von Haller und einige Gleichgesinnte gründeten 1949 in Lienen/Westfalen die „Gesellschaft Boden und Gesundheit“ e.V., weil sie die Lebensgrundlagen der Menschheit bedroht sahen. Sie sahen diese Entwicklung aber nicht als unabwendbares Schicksal, sondern wollten ihr auf der Basis ganzheitlicher Erkenntnisse aktiv entgegenwirken. Sie sahen Boden, Ernährung und Gesundheit als eine Einheit an und sie gaben dem Verein deshalb den Namen „Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V.“. Die Gründungsmitglieder stellten sich die Aufgabe, in allen Fragen gesunder Lebensführung zu beraten. Dazu sollte die Herausgabe einer Zeitschrift und verschiedener Schriften sowie die Einrichtung einer Bücherei und Unterrichtungsstelle dienen. Daneben war die Veranstaltung von Vorträgen, Aussprachen, Arbeitstagungen, Ausstellungen sowie Besichtigungen vorgesehen.

Anzeige in Unser Hof, einem Jahreskalender für 1950, erschienen im Siebeneicher Verlag.





Aktivitäten der Gesellschaft in der Anfangszeit
Von Anfang an war die Gesellschaft international ausgerichtet. Das hat mit der Lebensgeschichte Wolfgang von Hallers zu tun, der viele Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet hatte, u.a. in Kanada und in China. Wolfgang von Haller wurde 1905 in Reval (heute Tallinn) in Estland als Sohn eines Arztes geboren. Er studierte Landwirtschaft, hat das Studium aber wohl nicht zu Ende geführt, denn er gab als Berufsbezeichnung immer „Landwirt“ an. Die Gesellschaft Boden und Gesundheit war auf die Person Wolfgang von Haller abgestimmt. Wolfgang von Haller siedelte sich 1946 in Lienen bei Lengerich in Westfalen an. Seine Mutter und seine beiden Geschwister Albert und Martha kamen später ebenfalls nach Lienen. Die Familie wohnte in einer umgebauten Scheune und versorgte sich aus einem gepachteten 600 Quadratmeter  großen Garten weitgehend selbst.

Die Gesellschaft begann – ihrer selbst gestellten Aufgabe gemäß – zunächst mit der Herausgabe einer Broschürenreihe mit dem Titel „Unsere Aufgabe“. Dabei handelte es sich um eine Art programmatische Zeitschrift. Sie erschien von 1950 bis 1953 mit jährlich einer Ausgabe im DIN-A5-Format. In der dritten Ausgabe (1952) dieser Broschürenreihe veröffentlichte der Fachbeirat der Gesellschaft einen ausführlichen, grundlegenden Artikel über das Kompostieren. Die Themen organische Düngung und Förderung der Bodenfruchtbarkeit waren wesentliche Anliegen der Gesellschaft, ebenso der Einfluss der Düngung auf die Nahrungsmittelqualität. Wolfgang von Haller setzte sich sehr früh intensiv mit der Pestizidproblematik, vor allem mit den schädlichen Auswirkungen des DDT auf die menschliche Gesundheit, auseinander und publizierte darüber, lange bevor das Thema in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Eine seiner wichtigsten Arbeiten war die Dokumentation „Vergiftung durch Schutzmittel“, die 1956 im Stuttgarter Hippokrates-Verlag erschien. Die Mitglieder der Gesellschaft engagierten sich für eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse und Vollkornprodukten, um den Zivilisationskrankheiten vorzubeugen. Sie setzten sich 1958 für die Freigabe roher Milch ein.

1960 lud die Gesellschaft zu einer mehrtägigen Tagung über Gesundheit, Gartenbau und Landbau nach Bad Pyrmont ein. Den Gartenbau-Lehrgang leitete der Gartenarchitekt Max K. Schwarz aus Worpswede, der durch seine Gärtnerhof-Idee bekannt geworden ist. Den Landbau-Lehrgang gestalteten Almar von Wistinghausen, Max K. Schwarz und Wolfgang von Haller. Ein ausführlicher Bericht über diese Tagung erschien in der Nr. 36 der Zeitschrift Boden und Gesundheit. 1961 folgte ein Seminar „Neuzeitlicher Landbau“ im Jugendhof Sachsenhain bei Verden a. d. Aller. Danach verlagerten sich die Aktivitäten der Gesellschaft nach Süddeutschland.

Vorstand und Ehrenbeirat
1. Vorsitzender 1949-1962 Dr. med. Otto von Schröder
1. Vorsitzender 1962-1972 Erhard Hennig, Bodenforscher, Buchautor
1. Vorsitzender 1972-1976: Johannes Schwenk, Schulrat
1. Vorsitzender 1976-1981: Wolfgang von Haller, Landwirt
1. Vorsitzender 1981-1988: Berthold Burkhardt, Diakon, Leiter des Gärtnerhofs Wacholderhof

Dem Ehrenbeirat der Gesellschaft gehörten Wissenschaftler und einflussreiche Persönlichkeiten auf der ganzen Welt an, u.a. Lady Eve Balfour, Lady Louise E. Howard, Prof. Dr. Werner Kollath, Dr. h. c. Ehrenfried Pfeiffer, Prof. Dr. Walter Sauerlandt, Prof. Dr. André Voisin.

(Fortsetzung folgt)


Mittwoch, 12. März 2014

Gertrud Franck und meine Begegnungen mit ihr


Vorträge und Publikationen über Gertrud Francks Mischkultursystem


Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt


Gertrud Franck sah ich das erste Mal im Winter 1975/76 auf einer Veranstaltung der Bauernschule Hohenlohe in Kirchberg-Weckelweiler. Ich nahm dort an einem Einführungskurs in biologische Wirtschaftsweisen teil. Sie referierte, wie schon so oft zuvor, über die Mischkultur. Ihre Anbauweise faszinierte mich. Damals ahnte ich jedoch noch nicht, dass sie in meinem späteren Leben ziemlich wichtig für mich werden sollte. Ich hatte damals gerade mit dem Landwirtschaftsstudium in Hohenheim begonnen und wollte alles anders machen, neuen Ideen nachgehen, die Menschheit beglücken. Da kam der biologische Anbau mit allen Facetten gerade recht. Ich besuchte auch die studentische Bioanbau-Arbeitsgruppe, die es damals in Hohenheim gab.

Nach dem Vordiplom wechselte ich an die Christian-Albrechts-Universität in Kiel. Eine meiner ersten Aktionen dort war, einen Kleingarten zu pachten und mit der Mischkultur loszulegen. Einige Teilnehmer unserer Arbeitsgruppe „Biologischer Anbau“ konnte ich zum Mitmachen gewinnen. (Im Endeffekt war es dann doch hauptsächlich ich, die den Garten betreute.) Das Gartenexperiment scheiterte ziemlich, jedoch aus einem anderen Grund. Ich hatte, ahnungslos, eine Parzelle in einer Senke gepachtet, die von tiefreichenden Ackerschachtelhalmrhizomen durchzogen war. Die Mischkulturexperimente mündeten deshalb hauptsächlich in einen Kampf mit dem schlimmen Wurzelunkraut. Parallel zu den privaten Gartenexperimenten legte ich zusammen mit Kommilitonen auf dem Gelände eines Biobauern Parzellenversuche an – Untersaaten in Getreide usw. Diese werteten wir auch aus.

Die Begeisterung fürs biologische Gärtnern war so groß, dass ich mich entschloss, einige Wochen lang im „Schulungszentrum Hohenbuchen“ in Hamburg mitzuarbeiten. Auch dort wurde Gemüse in Mischkultur angebaut. Einige Dias vom dortigen Anbau habe ich noch im Archiv. Ich war so überzeugt von der Methode, dass ich im letzten Studienjahr 1980 an der Volkshochschule in Kiel einen Kurs „Biologisch gärtnern“ anbot.

Gegen Ende des Studiums war mir klar, dass ich im Bereich des biologischen Anbaus beruflich tätig werden wollte. Es gab verschiedene Optionen, u.a. auch wissenschaftlich zu arbeiten. Ich entschied mich jedoch für eine Mitarbeit bei der Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V., wo ich die einmalige Chance hatte, die Nachfolge von Wolfgang von Haller als Schriftleiterin anzutreten. Und da schloss sich der Kreis. Bei der Gesellschaft Boden und Gesundheit kam ich sofort wieder mit Gertrud Franck und der Mischkultur in Berührung. Im gleichnamigen Verlag war nämlich ihre kleine Mischkulturbroschüre erschienen. Wolfgang von Haller hatte Gertrud Franck bereits in den 1950er-Jahren entdeckt bzw. Gertrud Franck kam auf Wolfgang von Haller zu. Sie schrieb im Verlauf mehrerer Jahre einige Zeitschriftenartikel über ihre Anbauweise für das „Nachrichtenblatt Boden und Gesundheit“, illustriert mit Fotos ihres Mannes Dr. Hannfried Franck. Wolfgang von Haller kam auf die Idee, die gesammelten Zeitschriftenartikel zusammenzufassen und eine Broschüre daraus zu machen. Diese erschien in dem kleinen Verlag Boden und Gesundheit und hatte großen Erfolg. In mehreren Auflagen bis 1980 wurden etwa 50 000 Exemplare gedruckt. Besonders große Nachfrage gab es Ende der 1970er-Jahre mit der hochschwappenden Öko-Bewegung. Da wollten plötzlich viele umweltbewusste Menschen giftfrei anbauen und suchten nach praxisnahen Anleitungen, sich selbst zu versorgen.

Gertrud Franck hatte sich zu der Zeit bereits mit Wolfgang von Haller überworfen. Ihr neues, umfangreicheres Mischkulturbuch verlegte Georg E. Siebeneicher. Der hatte sie zu dem Werk ermutigt. Ihr Mann fotografierte auch für dieses Buch selbst im Mischkulturgarten in Schwäbisch-Hall-Oberlimpurg. Die Francks hielten trotz des Zwists mit Wolfgang von Haller weiter Kontakt zu Boden und Gesundheit. Gertrud Franck gewann Jakobus Langerhorst, der in Österreich einen kleinen Gärtnerhof betrieb, für Boden und Gesundheit weiter Artikel über seine Mischkulturerfahrungen zu schreiben. Ich besuchte Gertrud Franck in ihrem Haus und Garten auf der Oberlimpurg. Es war ein moderner Bungalow, neben dem Gutsgebäude der Saatzucht Oberlimpurg, die ihr Mann an den Sohn Peter übergeben hatte.

Gertrud und Hannfried Franck 1982 im Gespräch mit Georg Schallenberger. Foto: Schallenberger
Es war für mich selbstverständlich, dass ich gleich nach meinem Start bei Boden und Gesundheit einen Kurs „Biologisch gärtnern“ anbot, zunächst an der Volkshochschule in Künzelsau. 10 Abende lang war dieser Kurs, den ich zusammen mit meinem damaligen Freund und Studienkollegen Carsten Lüthje hielt. Dort konnten wir unser Uni-Wissen gepaart mit dem praktischen Wissen an wirklich interessierte Kursteilnehmer weitergeben. Diesen langen Kurs hielten wir mehrmals. Wir bauten jeweils einen Praxisteil ein sowie eine Exkursion. Im Praxisteil demonstrierten wir in einem Privatgarten, wie man kompostiert. Aus dem Pachtgarten in Kiel, aus dem Boden-und-Gesundheit-Garten und aus diversen Praktika auf Höfen hatten wir die nötige Erfahrung. Zur Veranschaulichung zeigten wir Dias, teils eigene, teils von Gertrud Francks Mann Dr. Hannfried Franck ausgeliehene Dias in Glasrähmchen.

Gertrud Francks Mischkulturplan für die Landesgartenschau in Schwäbisch Hall 1982.
In meine beiden Jahre als Schriftleiterin des Nachrichtenblattes Boden und Gesundheit fiel auch die Landesgartenschau in Schwäbisch Hall. Gertrud Franck plante den Mischkulturgarten aus dem Ausstellungsgelände. Er lag malerisch zu Füßen der Klosteranlage Comburg. Hans-Martin Scharpf, der Begründer von „Bioland“ und damalige 1. Vorsitzende der Bioanbau-Organisation, legte den Garten an. Ich war also mittendrin im Geschehen des Aufbaus der Anbauorganisation. Die Landesgartenschau in Schwäbisch Hall war damals die zweite dieser Art in Baden-Württemberg. Die „Arbeitsgemeinschaft für Bodenfruchtbarkeit und Qualitätserzeugung e.V.“ hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Lehrgärten auf Landesgartenschauen zu betreiben. Ihre Mitglieder und die des Partnervereins „Arbeitsgemeinschaft für gesunde Lebensweise“ betreuten die Anlage und standen als Ansprechpartner für biologisches Gärtnern vor Ort zur Verfügung. Auch ich war zur Betreuung des Mischkulturgartens eingeteilt. Ich kann mich genau erinnern, dass die Leute sich wunderten, wie der Francksche Garten mit den Liniensaaten von Spinat und Ackerbohne und den gemulchten Reihen aussah. Den meisten gefiel diese „unordentliche“ Anlage nicht.

Gertrud Franck, die damals 77 oder 78 Jahre alt war, wollte sich dann allmählich zurückziehen. Sie bat mich, einen Teil ihrer Vorträge zu übernehmen. Sie hatte Einladungen aus allen Teilen der Bundesrepublik. So kam es, dass ich zu Vorträgen nach Aachen und Hannover und sonstwohin fuhr und ihre Mischkulturmethode vorstellte – mit eigenen Dias und mit einer Diaserie von ihr. Auch einen Teil der Bauernschulkurse übernahm ich von ihr. Die Leute waren damals für praktische Anregungen sehr dankbar. Es gab auch viele schriftliche Anfragen. Die Leute wollten giftfrei gärtnern und da schien die Mischkulturmethode die geeignete zu sein. Volkshochschulen boten damals Kurse und einzelne Vorträge an. Beim baden-württembergischen Volkshochschulverband gab es sogar einen Mitarbeiter, der diese Kurse koordinierte und Treffen der Kursleiter veranstaltete. Von diesen Treffen wurden sogar Dokumentationen erstellt. (Diese Teilnehmerliste habe ich. Viele bekannte Persönlichkeiten der späteren Bioanbauszene finden sich auf der Teilnehmerliste.)

Kirchliche Institutionen entdeckten ebenfalls die gesellschaftliche Bedeutung des Bioanbaus. Sie boten Kurse und einzelne Vorträge an. Mit etwas Verzögerung folgten die Landfrauenvereine. Da es von diesen so viele gab (und gibt) war insgesamt die Nachfrage nach Vorträgen von dort am größten. In der heißen Phase in den 1980er-Jahren hielt ich sicher einige hundert Vorträge über Mischkultur und Bioanbau allgemein. In einer Woche waren es einmal 10 Vorträge, an jedem Wochentag zwei, einer nachmittags, einer abends! Ein unglaubliches Pensum.

Parallel zu dieser mehr praktischen Arbeit versuchte ich weiter wissenschaftlich zu arbeiten. Besorgte über Fernleihe Artikel zur Mischkulturthematik und zu angrenzenden Themengebieten wie der Allelopathie bei Pflanzen. Dies mit der vagen Idee, darüber einmal zu promovieren. Meine Mischkulturrecherche in dieser Zeitphase kam mir Jahrzehnte später zugute, als ich tatsächlich an meiner Dissertation arbeitete.

Nach meiner Kündigung bei „Boden und Gesundheit“ führte ich für die Redaktion einige Zeit weiter und blieb deshalb weiter in Kontakt mit den Mitgliedern und Autoren. Die meisten Kontakte erhielt ich aufrecht, als ich freiberuflich für Georg E. Siebeneicher und dann als Schriftleiterin der von mir neu konzipierten Zeitschrift „GartenLand“ arbeitete. Bei „GartenLand“ stand die Mischkultur ganz oben auf der Themenliste. Ich bzw. die anderen Autoren versuchten das doch etwas komplizierte Mischkultursystem möglichst anschaulich darzustellen. Es war immer die Schwierigkeit, dieses zeitlich und räumlich ineinandergeschachtelte System verständlich darzustellen. Das ging nur mit Fotos, die die Abfolge in der Mischkultur zeigten, ersatzweise mit Zeichnungen. Man brauchte, um alles richtig zu machen, immer eine schriftliche Anleitung. Nur so aus dem Kopf ließ sich das nicht machen. Deshalb gingen viele Mischkulturgärtner mit dem Büchlein von Gertrud Franck oder mit selbst gezeichneten Plänen in den Garten, um alles richtig zu machen. Es kam ja schließlich auf die richtige Kombination an. Und es kam auf die richtigen Reihenabstände an. Die mussten exakt ausgemessen werden. (Gertrud Franck selbst hatte in ihrem Garten eine geschickte Einteilung. Sie orientierte sich am Maß der Platten auf ihren Gartenwegen. Sie hatte bewusst Platten mit den Maßen 50 x 50 cm verlegt und konnte so immer die Pflanzschnur am Stoß oder auf halber Strecke stecken.) Solche Details ließen sich gut vermitteln.

Mein weiterer beruflicher und privater Weg führte mich zunächst nach Neumarkt in der Oberpfalz und schließlich nach Stuttgart-Hohenheim zum Verlag Eugen Ulmer. Dort konnte ich das Francksche Mischkultursystem zunächst in der Zeitschrift „GartenLand“ vorstellen. Nach dem Verkauf der Zeitschrift kam ich in die Position als Redakteurin beim „Württembergischen Wochenblatt für Landwirtschaft“, wo ich für die Gartenseiten (Rubrik „LandGarten“ ) und andere wechselnde Rubriken verantwortlich war. Auch da brachte ich Beiträge über die Mischkultur.

Allerdings gab es da eine Zäsur. Nach der Tschernobylkatastrophe 1986 wollte niemand mehr etwas von Bioanbau und Gemüseanbau im Garten wissen. Ab da gab es kaum noch Nachfrage nach Vorträgen.

Der Kontakt zu Gertrud Franck blieb weiter bestehen. Sie nahm Ende der 1980er-Jahre Kontakt zu mir auf und teilte mir mit, dass sie und ihr Mann jetzt in einem der Hannibal-Hochhäuser in Stuttgart-Birkach leben würden. Haus und Garten auf der Oberlimpurg blieben zurück. Eine radikale Zäsur für Gertrud und Hannfried Franck!

Ich besuchte die beiden zusammen mit meinem Mann häufig. Sie erzählten viel über ihr langes Leben, die vielen Menschen, mit denen sie Kontakt gehabt hatten. In ihrer Hochhauswohnung mit dem weiten Blick über die Filderebene und das Gelände der Universität Hohenheim wandten sich Gertrud Franck und ihr Mann nun anderen Themen zu: Sie arbeiteten an einer Dokumentation der eigenen Familiengeschichte und an einer Dokumentation der Bauernschulen in Württemberg. Diese Dokumentationen ließen sie in kleiner Auflage drucken. Sie lieferten mir weitere Einblicke in die Entstehungsgeschichte des biologischen Anbaus.

(Gertrud Francks Wirken muss auch im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit ihres Mannes Dr. Hannfried Franck gesehen werden. Der Saatzuchtunternehmer Dr. Hannfried Franck wurde 1987 für seine pflanzenzüchterischen Leistungen mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Außerdem erhielt er die Ehrensenatorwürde der Universität Hohenheim.)

Heute reden alle wieder von Mischkultur. In jedem Gartenbuch wird sie thematisiert. Niemand sonst hat sie so gründlich erprobt wie Gertrud Franck in ihrem Gutsgarten. Sie betrieb Versuchsanbau, so wie es damals möglich war. Ich wage zu behaupten, dass fast alle nachfolgenden Veröffentlichungen auf ihren Angaben beruhen und niemand mehr sich die Mühe gemacht hat, die Mischkultur systematisch zu erforschen.

Mehr über Gertrud Franck und ihr Mischkultursystem steht in meiner Dissertation "Der private biologische Gartenbau in Süddeutschland seit 1945 – Die Rolle der Pioniere und Veränderungen im Wissenstransfer". Gertrud Francks Veröffentlichungen sind nur noch antiquarisch erhältlich.


Dienstag, 4. März 2014

Wolfgang von Haller and "Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V.".


By Dr. rer. agr. Brunhilde Bross-Burkhardt, Langenburg, Germany

Wolfgang von Haller was born on 1st of October 1905 in Reval, now Tallinn, in Estland. His father was a doctor. Wolfgang von Haller had an older brother Albert (1903-2000), who became a writer[1], and an older sister, Martha, who became a nurse. After World War I the family moved to Berlin. Wolfgang von Haller studied Agricultural Sciences at the Kolonialhochschule Witzenhausen and at the University of Halle.[2] Then he went to Canada and worked there on farms and in forestry for two years.

In 1930 he went to China. He worked in the province of Kiangsu in charge of the „Stickstoffsyndikat“ in order to check the possibilities of selling fertilizer to the Chinese. In 1931 he quit this job[3] and started to travel all around China for three years.[4] From 1934 until 1939, after coming back to Germany, he worked as what was described an abstractor for economical affairs.[5]  In World War II he was employed with agricultural affairs. He was installed at the Institute for Plant Breeding in Puschkin near Leningrad and at the Mitschurin Stations nearby.[6] After that v. Haller was stationed in Macedonia, in order to organize the agricultural production and distribution of food. At the end of World War II he was in the Netherlands in Friesland, where he organized the dairy husbandry. There he was captured as a prisoner of war.[7]

In 1946 he settled in the small village Lienen in Westphalia, in the western part of Germany, together with his mother and sister. He took some land on lease and started cultivating vegetables and fruit for self-sufficiency.

In 1949 he founded the „Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V.“, together with friends and like-minded persons.

Chairman of the Board was Dr. med. Otto von Schröder (1949-1962).
Vice-chairman was Walter Groß, a garden architect (1949-1962).

At the beginning members of the commitee (“Ehrenbeiratsmitglieder”) were: Prof. Dr. med. Werner Kollath, Dr. h.c. Arthur von Kruedener, Dr. h.c. Ehrenfried Pfeiffer, Prof. Dr. Carl Alwin Schenck, Prof. Dr. Wilhelm Vershofen.

In 1963 he, respectively “Boden und Gesundheit”, moved to Langenburg in Baden-Württemberg. He had the aim to found a model farm or market garden. But that plan didn’t work out. So the “Gesellschaft Boden und Gesundheit” always remained restricted either to houses or flats with rather small gardens. It was equipped as a publishing house with an archive and a remarkable library.[8]

Publications
From 1950 till 1953 the “Gesellschaft Boden und Gesundheit” published four small brochures “Unsere Aufgabe”: 1. “Boden, Ernährung, Gesundheit” (1950), 2. “Gedeih-Kost” (1951), 3. “Lebendiger Boden” (1952), 4. “Landschaft als Lebensraum – Der Baum in Wald, Flur und Garten (1953).
The first brochure with the programmatic title “Unsere Aufgabe – Boden, Ernährung, Gesundheit” was published in 1950. Among other articles it contained an article about the development of “Boden-und-Gesundheit”-aims in foreign countries. V. Haller wrote on p. 29: “In Europe England is leading in matters of Soil and Health and has a great influence on other countries.” V. Haller mentions Sir Albert Howard, the Soil Association with Lord Teviot and Lady Eve Balfour, F. Newman Turner and his publication “The Farmer” and the organisation Whole Food Society, Friend Sykes and F.C. King, Maye E. Bruce, Dr. Lionel Picton, Peckham Pioneer Health Centre.

In 1953 the association started publishing a printed newsletter “Boden und Gesundheit”. The first editions contained only a few pages. From 1957-1971 it was published as a magazine with many photos and illustrations, and then again as a newsletter until 1988, when the association was liquidated.

For the magazine, Wolfgang von Haller wrote many articles, either more scientific or more practical, about soil- and health-themes and about pesticides. He also gave lectures in radio and in workshops. In the associated (very small) publishing house “Boden und Gesundheit” he published books of himself, of his brother Albert and of other writers. His own most important works were “Vergiftung durch Schutzmittel”, Hippokrates-Verlag, Stuttgart 1956, and “Die Wurzeln der gesunden Welt II. Dokumentation in Bildern und Berichten”, 1978.

I think that it is a very important fact, that Wolfgang von Haller was a master of the English and Russian language. In the 1950s and 1960s very few people in Germany did have these skills. So he could translate texts and maintain contact to English and Russian speaking scientists all over the world. That was one reason for the success of “Boden und Gesundheit” as an international aimed association.

“Boden und Gesundheit” was a very small organisation. When I worked for it as an editor from 1981 until 1983 we had about 1100 members respectively subscribers of the newsletter. I believe, that the organisation had at most 2000 members.

“Gesellschaft Boden und Gesundheit” was the first organisation in Germany, which dealt with matters of organic agriculture, health, ecology and the dangers of pesticides to soil and health. Wolfgang von Haller was surely one of the first publishers to introduce the term “Ökologie” in everyday language. V. Haller was very persuasive in his writings and in his lectures, but he was a rather difficult person to be with. Thus the association didn’t have the success in the long run which it might have gained had he been nicer.

After the liquidation the few assets of the association went to the nearby existing “Bauernschule Hohenlohe” and to the “Gärtnerhofstiftung”, who owns a small farm, where children and young adults can learn how organic agriculture works. (www.wacholderhof.de).

More about Wolfgang von Haller and "Gesellschaft Boden und Gesundheit" in my thesis "Der private biologische Gartenbau in Süddeutschland seit 1945 – Die Rolle der Pioniere und Veränderungen im Wissenstransfer".

[1] More about him; www.munzinger.de/search/portrait/Albert+von+Haller/.../9282.html
[2] To my opinion he didn't close his studies with a degree, because he never mentioned it. When he was asked about his profession, he used to answer that he was a „farmer“.
[3] He told me, that he didn’t see any sense in this.
[4] He wrote about agriculture in China later in the magazine „Boden und Gesundheit“ and in his book „Wurzeln der gesunden Welt“.
[5] I presume, that he had been employed in a ministry, but don’t know for sure.
[6] Albert von Haller (Hrsg.): Dokumentation zur Geschichte der Gesellschaft Boden und Gesundheit, self-published, ca. 1984.
[7] Most likely of the British occupying power.
[8] But most of all this has been thrown away respectively was given away. 

Samstag, 1. Juni 2013

Öko-Pioniere in Hohenlohe


Die Wurzeln des biologischen Land- und Gartenbaus in Hohenlohe von 1950 bis ca. 1990

Von Dr. rer. agr. Brunhilde Bross-Burkhardt, Langenburg

Aus heutiger Sicht erscheint es fast so, als ob Bio- bzw. Öko-Anbau schon immer gegeben habe. Bio ist heute Main-Stream. Doch das war nicht immer so. Die Entwicklung hat – wenn man von wenigen biologisch-dynamisch wirtschaftenden Betrieben absieht – nach dem 2. Weltkrieg klein angefangen. Einzelne Personen haben aus eigenem, inneren Antrieb heraus in der Anfangszeit gewirkt und den biologischen Anbau gegen große Widerstände in der Politik und in der Bevölkerung vorangebracht. Biobauern wurden bis in die 1980er-Jahre als „Spinner“ bezeichnet, lächerlich gemacht oder sogar angefeindet. Dieser Artikel würdigt einige herausragende Öko-Pioniere in Hohenlohe.

Bauernschule Hohenlohe in Kirchberg/Jagst-Weckelweiler und Fritz Strempfer
Die Bauernschule Hohenlohe in Kirchberg-Weckelweiler ist eine der wichtigsten Keimzellen für den biologischen Anbau in Deutschland. Sie war die erste Ausbildungsstätte im Bundesgebiet, an der man die Grundzüge des biologischen Landbaus erlernen konnte. Treibende Kraft war der Gründer und Leiter der Bauernschule, der Bauer Fritz Strempfer (1907-2003). Für seine Verdienste um die bäuerliche Landwirtschaft wurde Strempfer 1995 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Er galt als unermüdlicher Kämpfer für den Bauernstand und für den ökologischen Landbau.
Fritz Strempfer bei der Verleihung der Francé-Verdienstmedaille in Dinkelsbühl im Jahr 1991. Foto: abq-Archiv Georg Schallenberger

Fritz Strempfer gründete 1949 die Bauernschule Hohenlohe nach dem Ideen des Dänen Grundtvig als Heimvolkshochschule für die bäuerliche Jugend. Er knüpfte damit an die evangelische Bauernschularbeit in Württemberg vor dem Zweiten Weltkrieg an. Das Kursangebot bestand aus einem vier- bis sechswöchigen Grundkurs und aus einem einwöchigen Aufbaulehrgang für die ehemaligen Schüler. Die Kurse wurden zunächst im Schloss des nahe gelegenen Städtchens Kirchberg/Jagst abgehalten. In den Anfangsjahren der Bauernschule war der biologische Anbau noch kein Thema. Das begann erst nach 1952 mit der Umstellung des Bauernhofes von Fritz Strempfer auf biologisch-dynamischen Anbau. Fritz Strempfer hatte zuvor intensiv mit Düngemitteln gewirtschaftet und bekam Schwierigkeiten mit den Böden und dem Vieh. So suchte er nach einem neuen Weg in der Landwirtschaft und kam in Kontakt zu Demeter-Leuten in Stuttgart. Almar von Wistinghausen, der die biologisch-dynamische Arbeit in Baden-Württemberg aufbauen wollte, schickte Krafft von Heynitz als so genannten Bauernhelfer auf den Hof. (Heute würde man dessen Funktion als Umstellungsberater bezeichnen.) 1960 baute Fritz Strempfer auf dem Hofplatz seines Bauernhofes ein eigenes Gebäude mit Lehrsaal und Schlafräumen für den Schulbetrieb.

Wichtige ländliche Bildungsarbeit
Junge Erwachsene, darunter viele Hofnachfolger, wurden an der Bauernschule in Weckelweiler fachlich unterrichtet. Zum Kursprogramm gehörten auch gesellschaftspolitische und musische Fächer sowie biologischer Gartenbau und Ernährungsthemen. Die Besonderheit in Weckelweiler war die Ausrichtung auf die Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise. Die Bauernschule war jedoch auch offen für Vertreter des organisch-biologischen Land- und Gartenbaus und andere Gruppierungen. Wolfgang von Haller von der „Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V.“ im nahe gelegenen Langenburg referierte über die Vergiftung der Umwelt durch Pestizide und über Ernährungsfragen. 

Die Ideen des biologischen Land- und Gartenbaus wurden in der Anfangszeit über kleine Zeitschriften wie Organischer Landbau oder das Nachrichtenblatt Boden und Gesundheit des gleichnamigen Vereins verbreitet.

Wirkung nach außen
Die Existenz der Bauernschule hing vom persönlichen und finanziellen Einsatz von Fritz Strempfer und seiner Mitarbeiterin Else Wolz ab. Anders als die anderen Bauernschulen im Land war die Bauernschule Hohenlohe privat geführt und unabhängig, sie stand weder unter der Regie von Kirchen noch des Bauernverbandes. Die Schule bekam nur geringe Zuschüsse vom Land; sie musste sich weitgehend selbst über die Kursteilnehmer und über Spenden finanzieren.

Fritz Strempfer und Else Wolz hatten ihre ganz eigene Werbemethode für die Kurse. Sie fuhren mit Strempfers Lieferwagen über die Dörfer in Nordwürttemberg und im angrenzenden bayerischen Franken und hängten an Anschlagbrettern, an Scheunentoren und an Buswartehäuschen Werbezettel im Din-A-4-Format für die Bauernschulkurse auf. Sie gingen zu den Bauernfamilien und beknieten diese, den Hofnachfolger oder die Hofnachfolgerin zum Grundkurs zu schicken. Mit dieser Form der Werbung hatten sie Erfolg. Etliche Kursteilnehmer stellten nach der Ausbildung auf biologisch-dynamischen Demeter-Anbau oder auf organisch-biologischen Bioland-Anbau um. So erklärt sich die Häufung von Demeter- und Bioland-Betrieben im Umfeld der Bauernschule Hohenlohe. In Nordwürttemberg und im angrenzenden bayerischen Franken stellten bis in die 1980er-Jahre hinein etwa 150 bis 200 Höfe auf Bioanbau um. 

Else Wolz bei der Verleihung der Francé-Verdienstmedaille in Dinkelsbühl im Jahr 1991. Foto: abq-Archiv Georg Schallenberger

Im Sommer lud die Bauernschule zu Felderbegehungen auf Betriebe in der näheren und weiteren Umgebung ein. Die Felderbegehungen dienten dem fachlichen Austausch der Landwirte und sie boten die Möglichkeit, auch interessierte Verbraucher auf biologische Bewirtschaftungsmethoden aufmerksam zu machen. Oft nahmen weit über 100 Personen an den Begehungen teil. Die vielen Aktivitäten bewirkten allmählich eine Umorientierung in der damals als „konventionell“ bezeichneten allgemein praktizierten Landwirtschaft. 1974 konnte eine der regionalen Molkereien, die Schrozberger Molkerei, dafür gewonnen werden, die Milch der biologisch-dynamisch wirtschaftenden Bauern separat zu erfassen und zu verarbeiten. Die Schrozberger Molkerei brachte deutschlandweit als erste Demeter-Milchprodukte auf den Markt.

Neue Interessentenkreise
In den 1970er- und 1980er-Jahren interessierten sich immer mehr Menschen für Landwirtschaft und Gartenbau, auch viele, die damit vorher nichts zu tun hatten. Speziell für diesen Teilnehmerkreis – Gartenbesitzer, allgemein an einer gesunden Lebensweise Interessierte, Leute aus der Stadt – bot die Bauernschule ab Mitte der 1970er-Jahre kürzere Kurse an. Dabei standen Vorträge über gesunde Ernährung, Alternativmedizin und biologischen Gartenbau sowie Backkurse auf dem Programm. Eine sehr wichtige Referentin war Gertrud Franck (s.u.) aus dem nahe gelegenen Schwäbisch Hall, die ihr Mischkultursystem vorstellte.

Kontakte in die Schweiz
Eine ähnlich wie die Bauernschule in Weckelweiler ausgerichtete Heimvolkshochschule existierte zu der Zeit in der Schweiz, in der Nähe von Bern im Weiler Möschberg: die Schweizerische Bauernheimatschule mit Hausmutterschule. Geführt wurde die Schule von dem studierten Biologen und Politiker Dr. Hans Müller und seiner Frau, der Gärtnerin Maria Müller. Beide Schulen propagierten den biologischen Land- und Gartenbau. Da stellt sich die Frage, inwieweit die beiden Schulen zusammenarbeiteten bzw. sich untereinander austauschten.

In der Tat gab es in den Anfangsjahren Kontakte. Im Juli 1954 veranstaltete die Bauernschule Hohenlohe eine Exkursion zum Möschberg und zu organisch-biologisch wirtschaftenden Betrieben. Else Wolz, die Hauswirtschafterin in Weckelweiler, war begeistert und besuchte Kurse Maria Müllers auf dem Möschberg. Ihr dort erworbenes Wissen über eine gesunde, vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung setzte sie in ihrer Küche an der Bauernschule in Weckelweiler um.

Es kam jedoch zu keiner direkten Zusammenarbeit zwischen diesen beiden frühen Zentren des biologischen Land- und Gartenbaus in der Schweiz und in Deutschland. Die beiden Leiter Dr. Hans Müller auf dem Möschberg und Fritz Strempfer an der Bauernschule in Weckelweiler waren zu eigenständige Persönlichkeiten.

Der organisch-biologische Landbau fasst in Deutschland Fuß
Als Folge dieser Exkursion ergab sich jedoch ein anderer Kontakt zwischen Dr. Müller und Hohenlohe, nämlich der zur Gärtnerfamilie Scharpf in Schwäbisch Hall-Hessental. Zeitzeugen berichteten mir, dass Dr. Hans Müller und Gärtnermeister Ernst Scharpf sehr gut miteinander ausgekommen seien. Ernst Scharpf stellte seinen Betrieb schon Ende der 1950er-Jahre auf organisch-biologischen Anbau ohne schnell lösliche Dünger und ohne Pestizide um. Die Art und Weise des Anbaus wurde damals als „Methode Müller/Rusch“ bezeichnet. Das Besondere daran ist die Flächenkompostierung, also das Aufbringen von organischem Material (Frischmist, Gründüngung, Mulchmaterial) auf den Boden und dessen leichtes oberflächliches Einarbeiten mit dem Ziel, die Bodenlebewesen zu fördern und die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen.

Mit solchen Etiketten kam in den 1970er-Jahren organisch-biologisch angebautes Gemüse auf den Markt. Hier ein Etikett der Gärtnerei Knausenberger aus Neuenstein. Archiv Bross-Burkhardt
Die Lehrlinge in der Scharpfschen Gärtnerei lernten bei ihrer täglichen Arbeit diese neue Bewirtschaftungsmethode kennen und praktizierten sie später in ihren eigenen Gärtnereien. In den 1960er-Jahren übernahm der Sohn von Ernst Scharpf, der Gärtnermeister Martin Scharpf, den elterlichen Betrieb und führte die Arbeit fort. Er hielt Kontakt zu Gärtnerkollegen und sah die Notwendigkeit, dem organisch-biologischen Anbau und den organisch-biologisch wirtschaftenden Betrieben eine Struktur zu geben und bereitete die Gründung eines Anbauverbands vor. Die Gründungsversammlung von „bio gemüse – Organisch-biologischer Landbau e.V.“ fand am 25.4.1971 in Honau bei Reutlingen statt. Martin Scharpf wurde 1. Vorsitzender – ein Amt, das er bis 1978 innehatte. Der Verein wurde ins Vereinsregister beim Amtsgericht Schwäbisch Hall eingetragen. Aus diesem Verein entstand nach der Umbenennung in „Fördergemeinschaft organisch-biologischer Land- und Gartenbau e.V.“ der Anbauverband „Bioland e.V. – Verband für organisch-biologischen Landbau“. Dieser ist heute mit ca. 5500 Mitgliedern der größte deutsche Öko-Anbauverband. Er feierte im vergangenen Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Rückblickend kann man sagen, dass in der Gärtnerei Scharpf in Schwäbisch Hall-Hessental die kleine Gründung von „Bioland“ stattgefunden hat.

Titelblatt des Mitteilungsblattes der Fördergemeinschaft organisch-biologischer Land- und Gartenbau e.V..
Mischkultur-Pionierin ebenfall in Hohenlohe
Nur wenige Kilometer entfernt von der damaligen Gärtnerei Scharpf, die nicht mehr im Besitz der Familie ist, liegt Schwäbisch Hall-Oberlimpurg mit dem Saatzuchtbetrieb der Familie Franck. Auch von der Oberlimpurg gingen wesentliche Impulse für die Entwicklung des biologischen Land- und Gartenbaus aus, insbesondere für den privaten Gartenbau. Hier erprobte und entwickelte Gertrud Franck (1905-1996) nach dem Zweiten Weltkrieg ihr eigenes Mischkultur-System. Die Mischkultur war nicht ihre Erfindung, sie baute vielmehr auf älteren Erfahrungen und Erprobungen dieser Anbaumethode auf. In ihrem etwa 1 ha großen Guts- und Versuchsgarten kombinierte sie sich gegenseitig fördernde Gemüse und Kräuter und betrieb eine ausgeklügelte Bodenpflege mit Gründüngungssaaten – Spinat, Gelbsenf und Ackerbohnen – und Mulchen bzw. Flächenkompostierung. Sie brauchte zur Selbstversorgung im großen Gutshaushalt mit zeitweise 40 Personen hohe Erträge an Gemüse, Obst und Kräutern.

Gertrud Franck bei der Verleihung der Francé-Verdienstmedaille in Dinkelsbühl im Jahr 1991. Foto: abq-Archiv Georg Schallenberger
Gertrud Franck hatte Erfolg mit ihrer Anbauweise. Ihre Erfahrungen brachte sie auf verschiedenen Wegen an die Öffentlichkeit: über die Ausbildung der weiblichen Lehrlinge in ländlicher Hauswirtschaft, über Vorträge und Gartenführungen sowie über Zeitschriftenartikel und Bücher. Ihr Ziel war es, den Frauen auf dem Land ein praktikables Gartenbausystem an die Hand zu geben, mit dem sie Kräfte schonend hohe Erträge an Gemüse und Obst für die Eigenversorgung erzielen konnten. Dies war in den kargen Nachkriegsjahren existentiell. Zu dieser Zeit ging es noch nicht darum, im heute verstandenen Sinn biologisch zu wirtschaften.

Die Mischkulturbroschüre von Gertrud Franck stellte eine neue Anbaumethode für große Hausgärten vor.
Wolfgang von Haller von der „Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V.“ in Langenburg erkannte als Erster Gertrud Francks wegweisende Bedeutung für die Gesundheits- und entstehende Bioanbauszene. Er veröffentlichte im „Nachrichtenblatt Boden und Gesundheit“ von 1957 bis 1965 eine Artikelfolge von Gertrud Franck über Mischkultur und fasste die Artikel in einer Broschüre „Gesundheit durch Mischkultur“ zusammen. Diese Broschüre mit einem genauen Anbauplan wurde in acht Auflagen mit einer Gesamtauflage von 55.000 Exemplaren gedruckt. Ab Mitte der 1970er-Jahre, mit der entstehenden Öko-Bewegung, vergrößerte sich der Bekanntheitsgrad und der Aktionsradius der Biogärtnerin noch weiter. Ihr umfassendes Wissen und ihr großer Erfahrungsschatz machten sie zu einer gefragten Ratgeberin. Sie schrieb weitere Bücher und war noch mit fast 80 Jahren in ganz Deutschland und sogar im Ausland unterwegs zu Vortragsreisen.

Situation heute
Bis etwa Mitte der 1980er-Jahre prägten die in diesem Artikel vorgestellten Vereine und Pionier-Persönlichkeiten aus Hohenlohe das Geschehen im biologischen Anbau bundesweit entscheidend mit. Alle in diesem Artikel erwähnten Personen leben nicht mehr. Die Gesellschaft Boden und Gesundheit e.V. wurde 1988 aufgelöst. 

Gut besuchte Veranstaltung im Frühjahr 2008 im Lehrsaal der Bauernschule Hohenlohe in Kirchberg-Weckelweiler. Foto: Brunhilde Bross-Burkhardt
Die Bauernschule Hohenlohe e.V. existiert noch. Ehemalige Absolventen der Bauernschule und ein Personenkreis, der sich dem Erbe von Fritz Strempfer und Else Wolz verpflichtet fühlt, führt den gemeinnützigen Verein weiter. Vor kurzem hat Hartmut Heilmann aus Kirchberg den Vorsitz des Vereins übernommen. So leben die Ideen und Ziele der Pioniere fort – nicht mehr am ursprünglichen Ort des Wirkens, aber in Tausenden von Biobetrieben und in privaten biologisch bewirtschafteten Gärten.
Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt          

Bio-Anbau contra Chemie im Landbau
In der Rückschau betrachtet ist der biologische bzw. ökologische Land- und Gartenbau wie wir ihn heute kennen im Wesentlichen als Gegenbewegung zur zunehmenden Chemisierung in Land- und Gartenbau entstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten die großen Chemie-Unternehmen in schneller Folge chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, die sehr rasch von Bauern, Gärtnern und privaten Gartenbesitzern angewandt wurden, weil sie die Arbeit erleichterten und hohe Erträge von oberflächlich gesundem makellosen Obst und Gemüse ermöglichten. Dass die neuen, zunächst hoch willkommenen, Pflanzenschutzmittel giftig sind, wussten Landwirte und Gärtner um 1950 noch nicht. Erst nach und nach wurden die Bedrohungen des Pestizideinsatzes für Menschen, Tiere, Böden und das ganze Ökosystem bekannt. Die Pioniere des biologischen Land- und Gartenbaus hatten an der Aufklärung darüber wesentlichen Anteil. Mehr noch, sie entwickelten neue Methoden und propagierten sie in der Erwachsenenbildung sowie über Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen. bb


Literatur:
Bross-Burkhardt, Brunhilde: Der private biologische Gartenbau in Süddeutschland seit 1945 – Die Rolle der Pioniere und Veränderungen im Wissenstransfer. 2011. Selbstverlag der Autorin, Aubäcker 10, 74595 Langenburg (www.bross-burkhardt.de)

Franck, Gertrud: Gesunder Garten durch Mischkultur. 2. Auflage 1980, Südwest Verlag München (vergriffen)

Gaasch, Karlheinz; Kuhne, Wilhelm; Emmerling, Albert: Geschichte des Verbandes Ländlicher Heimvolkshochschulen Deutschlands. Band II. Hermannsburg, Druck- und Kommissionsverlag Missionshandlung, 1991

Greiner, Andreas: Wurzeln des organisch-biologischen Landbaus. Interview mit Brunhilde Bross-Burkhardt. In: bioland 8/2011, S. 23-25